Den Dienstag begannen wir mit einem kurzen Abstecher in den großen Supermarkt um die Ecke, denn hier sollten wir, laut Tiina, unsere begehrte Moltebeeren Marmelade bekommen. Nach einigem Suchen und Nachfragen wurden wir auch tatsächlich fündig. Es gab auch Marmeladenbonbons aus verschiedenen Marmeladen. Hier schreckte uns allerdings der Preis von über 8 Euro für 80 Gramm minimal ab.
Danach begann unser erster Spätdienst im Dormitory. Punkt 15 Uhr begrüßte uns Mira und stellte uns ihren Kollegen vor. Das Dormitory hat 5 Etagen und beherbergt ca. 50 Schüler*innen. An den Wochenenden fahren alle nach Hause, da es hier keine Möglichkeit gibt am Wochenende zu übernachten. Hier wird im Dreischichtsystem gearbeitet. Im Frühdienst ist immer nur eine Person anwesend. Im Spätdienst hingegen sind für jede Etage zwei Fachkräfte zuständig und die Nachtschicht teilen sich auch zwei Fachkräfte. Mira nahm uns mit auf Ebene 2, auf der sie momentan eingesetzt ist. Dort wartete Mirja schon auf uns. Eine junge 15-jährige Studentin die etwas Unterstützung beim Kochen benötigte. Wir waren ziemlich erstaunt, als wir hörten, dass jeder Schüler sich nach der Schule selbst versorgen muss. Die Schüler müssen selbstständig einkaufen und sich ihre Mahlzeiten selbst zubereiten. Sie haben hier nicht die Möglichkeit sich etwas in der Schulküche zu holen.
Jeder Raum ist anders aufgebaut, aber alle Schüler haben eine Küche und ein Badezimmer zur Verfügung. Zwei bis vier Schüler*innen teilen sich solch eine WG. Die staff member entscheiden, wer mit wem zusammenwohnt – das ist nicht immer so einfach, da man die jungen Menschen die neu einziehen oft noch nicht kennt und daher nicht gut einschätzen kann wer zu wem passt. Nicht jeder hat das Glück, ein eigenes Zimmer zu haben. Privatsphäre gibt es in den Doppelzimmern nicht wirklich, daher ist es auch erstaunlich, dass es verhältnismäßig nur wenig Umzüge innerhalb des Hauses zu geben scheint. Mädchen und Jungs müssen getrennt schlafen. Übernachtungen untereinander sind nicht gestattet. Die Schüler*innen sind alle im Alter zwischen 15 und 18 Jahren. Umso bewundernswerter ist es, dass sie sich alle komplett selbst versorgen müssen. Dazu gehört es übrigens auch, dass sie ihre Wäsche selbst waschen. Mira erklärte uns, warum es so wichtig ist, dass die Schüler*innen möglichst selbstständig sind: Damit sie eines Tages die Möglichkeit haben in einer begleiteten WG zu leben.
Sie erzählte uns auch, wie nahe es ihr jedes Mal geht, wenn sie sieht wie die Schüler*innen mit der Zeit in den Dormitories aufblühen. Das fanden wir besonders schön. Manche von ihnen, so sagte Mira, brauchen mitunter ein Jahr, ehe sie sich aus ihren Zimmern trauen und am Gemeinschaftsleben teilnehmen. Für das gemeinsame Miteinander gibt es hier einen speziellen Raum, den "Messi". Hier kommt man zusammen um gemeinsam Spiele zu spielen, TV zu schauen oder Musik zu hören. Hier stehen Couches, Fernseher, Bluetooth Boxen und einige Tische. Auch eine Küche gibt es hier. Die Schüler dürfen ab 16 Uhr in diese Gemeinschaftsräume und scheinen diese auch gerne zu nutzen. Im Dormitory befindet sich auch ein Musikraum mit allerlei Instrumenten. Auch ein Bombenbunker gibt es. Aber momentan befindet sich dort eine Tischtennisplatte. Ein Billardtisch soll dafür auch noch angeschafft werden. Der Sport kommt natürlich auch hier nicht zu kurz: Heute ging es um 18:30 Uhr in die Sporthalle einer anderen Schule, wo wir einigen sportbegeisterten Schülern und Schülerinnen beim Feldhockey zugesehen haben.
Voll mit vielen neuen Eindrücken und Informationen ging der Tag für uns gegen 21 Uhr zu Ende.